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"ICH BIN EIN SPENDER- PAPA!"


Vor ein paar Wochen haben wir von Christian aus Bayern diese Nachricht erhalten:

"Liebe Nicole, liebe Anja, ich finde es schön, dass ihr mit euren Videos und Berichten diese Familienform bekannter macht. Ich bin sozusagen die andere Seite einer solchen Familie, nämlich der "Spender- Papa" eines fast vierjährigen Sohnes."

Spannend, haben wir sofort gedacht. Denn genau diese "andere Seite" wird immer noch viel zu wenig beleuchtet. Deswegen haben wir gleich die Gunst der Stunde genutzt und den 38 Jährigen mit unseren Fragen gelöchert.

Wie kam es eigentlich dazu, dass du Samenspender geworden bist?

Eine der beiden Mütter kannte ich schon länger. Als sie dann mit ihrer jetzigen Frau zusammengezogen ist, habe ich ihnen beim Umzug geholfen. Danach haben wir uns hin und wieder zum Kino, Dart oder Billard spielen getroffen. Irgendwann kam dann die Frage auf, ob ich mir vorstellen könnte ihnen dabei zu helfen eine Familie zu werden. Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade seit ein paar Monaten von meiner damaligen Partnerin getrennt. Kurioserweise war der Grund der Trennung, dass sie ein Kind wollte, ich aber nicht.

Welche Gedanken hast du dir im Vorfeld gemacht?

Ich habe mir recht viele Gedanken gemacht und brauchte auch eine ganze Weile um ihnen zu antworten. Ich muss zugeben, dass ich mich im Internet erst einmal auf die Suche nach Artikeln gemacht, wie das denn rechtlich und finanziell geregelt ist. Das Ergebnis war, dass das Kind alle Rechte hat: Unterhalt, Erbe. Und es nichts bringt mit der Mutter einen Vertrag zu schließen, da dieser nicht über die Rechte des Kindes entscheiden darf. Zumindest hatte ich das so aus dem Wust an Informationen rausgelesen.

Welche Verantwortung hast du als Spender?

Da er mittlerweile adoptiert ist, habe ich rechtlich keine Verantwortung mehr.

Hast du mit den beiden Müttern rechtliche Vereinbarungen getroffen?

Wir haben besprochen, dass ich keinerlei Verpflichtungen habe und im Gegenzug natürlich auch keine Rechte. Das Ganze aber ohne Vertrag. Als kleine Sicherheit habe ich mich allerdings nicht in die Geburtsurkunde eintragen lassen. Das erschwert es der Mutter etwas Unterhalt zu bekommen und mir die Klage um das Sorgerecht. Das war im Nachhinein völlig unnötig. Aber damals war ich eben noch unsicher.

Wie offen gehst du mit deiner Rolle als Samenspender um?

Ich habe auf der Arbeit ein Bild von meinem Sohn stehen. Wer danach fragt, bekommt eine ehrliche Antwort. Kollegen mit denen ich engeren Kontakt habe, wussten es schon vor der Geburt. Ich habe kein Problem damit und auch noch keine negativen Erfahrungen gemacht. Meine Eltern sind Oma und Opa, nur meine Oma fühlt sich noch nicht so ganz als Uroma. Sie hat aber nichts dagegen, kann nur nicht so richtig verstehen wie das ist.

Welche Rolle spielst du im Leben der Mütter bzw. des Kindes?

Ich werde Papa genannt und fühle mich auch so. Wir sehen uns mal mehrfach in der Woche und dann wieder ein paar Wochen nicht. Da richte ich mich ganz nach dem Familienleben der Mütter, bin aber froh, daran teilhaben zu können. Wir unternehmen auch öfter etwas zu Viert als Familie: Spielplatz, Zoo, Tiergarten und auch bei Veranstaltungen im Kindergarten bin ich meist dabei. Mir ist klar, dass eine richtige Vaterrolle anders aussieht. Ich habe nie Wickeln müssen und kann jede Nacht durch- und ausschlafen. Und natürlich stehen seine Mütter für ihn bezugsmäßig auf einer sehr viel höheren Stufe. Aber je älter er wird, umso mehr können wir miteinander anfangen.

Möchtest du auch noch ein eigenes Kind? Und wie erklärst du ihm dann, dass es noch einen Halbbruder hat?

Aktuell habe ich keine Freundin, von daher denke ich eher nicht. Und wenn sich das doch nochmal ändern sollte, dann erkläre ich es eben wie es ist. Für Kinder, die damit aufwachsen, ist das nichts Besonderes das man großartig erklären müsste.

Meinst du, dass es Kinder, die durch eine Samenspende entstanden sind, später einmal schwerer haben, weil ihnen möglicherweise der biologische Vater fehlt?

Ich habe vor einiger Zeit eine Dokumentation zu diesem Thema gesehen. Da gab es Jugendliche und auch Erwachsene, die ziemliche Probleme damit hatten nicht zu wissen, wer ihr biologischer Vater ist. Meist war es da aber so, dass sie erst sehr spät erfahren haben, dass sie adoptiert sind. Daher denke ich kommt es zum einen aufs Kind an und zum anderen darauf, wie offen und ehrlich damit schon von klein auf umgegangen wird.

Was wünschst du dir von der Gesellschaft in Bezug auf die Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichen Eltern?

Obwohl wir hier eher ländlich wohnen, habe ich bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht. Im Internet stößt man hin und wieder auf negative Kommentare. Wenn diese höflich geschrieben sind, ist das auch völlig okay. Nicht jeder muss alles gut finden, nur eben sollte man andere einfach respektieren.

Kannst du anderen Männern empfehlen Samenspender zu werden?

Ich würde es weder empfehlen, noch abraten. Ich fühle mich, so wie es ist, sehr wohl. Schwierig kann es werden, wenn der Mann mehr oder weniger Kontakt möchte als die Mütter. Das muss einfach passen.

War das eine einmalige Spende oder wirst du weiterhin spenden?

Im März nächsten Jahres wird unser Sohn ein Geschwisterchen bekommen :)

Vielen Dank lieber Christian für diesen spannenden Einblick. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Gute!


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